Ernst Horn war es, der in den 70er Jahren von einem Seminar in Berlin nach Alsfeld zurückkehrte, den Kopf voller europäischer Ideen und mit einem unbändigen Tatendrang, diese mit anderen Menschen zusammen umzusetzen. Mitglied der Europa-Union war er bereits, der Landesverband Hessen mit seinem Geschäftsführer Fritz Petermann ermunterte ihn in dem Vorhaben, einen neuen Kreisverband zu gründen.
Klaus Wolf war der erste Vorsitzende
Am 10. Mai 1977 war es schließlich soweit.- 29 Personen hatten sich im Clubraum der Alsfelder
Stadthalle eingefunden, wo Landrat Dr. Zwecker die Sitzung eröffnete, in der ein Kreisverband Vogelsberg der Europa-Union ins Leben gerufen werden sollte. Der erste Vorsitzende wurde Rechtsanwalt Klaus Wolf aus Alsfeld, Ernst Horn war Geschäftsführer und Gustav Günzel Schatzmeister. Als Beisitzer wählte die konstituierende Versammlung Gerhard Henning Alwin König und Bürgermeister Hans-Ulrich Lipphardt ebenso wie einen Vertreter des Magistrates der Stadt Lauterbach.
Europa-Direktwahl 1979 — ein Novum in der Geschichte
In den folgenden Jahren bemühte sich die Europa-Union, die Bürgerinnen und Bürger des Vogelsbergkreises auf die erste Europa-Direktwahl 1979 einzustimmen. Das gelang auch insofern, als überdurchschnittliche 62,6 Prozent Wahlbeteiligung im Kreis zu verzeichnen war Immer wieder stellte die Europa-Union in ihren Bürgerinformationen die Bedeutung eines vereinten Europas heraus. Dabei war sie niemals der „Jubelverein" für Europa, sondern begleitete die Entscheidungen auf den europäischen politischen Feldern mit ihren kritischen Kommentaren. Das ist bis heute so geblieben.
Ernst Horn — „Motor" der Europa-Union
Ernst Horn, Vorsitzender zwischen 1980 und 1985, war immer Motor der Europa-Union. Er stellte seine ganze Kraft in den Dienst der europäischen Idee. Daneben leitete er im Kreis auch noch das Europa-Komitee, dem neben den gesellschaftlich relevanten Gruppierungen auch die Europa-Union angehörte. In zahllosen Veranstaltungen, von Referaten des "Europa-Urgesteins" Prof. Claus Schöndube angefangen, über Infoveranstaltungen auf den Marktplätzen im Vogelsbergkreis, in Filmabenden oder mit dem Europäischen Schulwettbewerb, der vom Kultusminister gefördert wird und vielen Jugendlichen Europa näher gebracht hat, wirbt die Europa-Union seit ihrer Gründung für ein vereintes Europa, in dem nicht nur die Wirtschaft, sondern vor allem der Bürger das Sagen hat. Ihre Kernaussage lautete immer wieder: "Es gibt keine Alternative zu Europa ". Nicht nur am Europatag wurde der Bevölkerung die europäische Idee vermittelt - die Arbeit der EU zieht sich vielmehr kontinuierlich durch zweieinhalb Jahrzehnte hindurch.
Emblem des Europäischen Parlamentes
Alsfelder Manifest für Frieden und Gerechtigkeit (1982)
Alsfelder Manifest gegen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit ( 1994)
Ein erster Höhepunkt in der Geschichte der Organisation war die 31. Landesversammlung der Europa-Union Hessen, die in Alsfeld vom 23. bis zum 25. April 1982 stattfand. Das "Alsfelder Manifest" wurde damals verabschiedet, eine Grundsatzerklärung, die in dem Satz gipfelt: "Wirklichen Frieden kann es nur geben, wenn die Staaten eine auf Recht und Gerechtigkeit gegründete Gemeinschaft bilden, die verfassungsmäßige, nicht militärische Mittel zur Lösung der Konflikte entwickelt". Dieses 1. Alsfelder Manifest wurde im Jahre 1994 durch das zweite ergänzt, das sich gegen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit wendet. Es fordert eine föderale Verfassung für Europa, in der die Rechte und die Pflichten der EU im Sinne einer demokratischen Gewaltenteilung neu definiert werden. Die "Charta der Europäischen Identität", vom Bundeskongress der Europa-Union 1995 beschlossen, basiert nicht zuletzt auf diesen beiden Alsfelder Erklärungen und apostrophiert Europa als eine „Schicksals- und Wertegemeinschaft für alle Menschen".
Gerhard Henning wird Vorsitzender von 1985 — 1987
In der Zeit von 1985 bis 1987 übernahm dann Gerhard Henning, auch einer der Männer der „ersten Stunde", den Vorsitz des Kreisverbandes. Er bemühte sich unter anderem sehr um die europäischen Verschwisterungen der Vogelsbergkreisgemeinden und um die Information der Jugend über Europa. Veranstaltungen zum Thema Landwirtschaft mit fachkundigen Referenten fanden großes Interesse.
Alwin König leitet die Europa-Union (1987 — 1993) Alwin König war schließlich von 1987 bis 1993 Vorsitzender der Europa-Union. In diese Zeit fielen die Wiedervereinigung Deutschlands und die Öffnung der europäischen Grenzen - Ereignisse, denen sich die Europa-Union in vielen Veranstaltungen stellte. Immer wieder trat sie gegen Vorurteile und Nationalismus an und stellte ihre Kraft in den Dienst der Toleranz.
Europa wurde in dieser Zeit nicht nur zum Binnenmarkt, sondern es schlug 1992 in Maastricht auch den Weg zur einheitlichen europäischen Währung ein.
Bürgermeister Herbert Diestelmann führt die Europa-Union (1993 bis 2000)
Die Europa-Union hat in den fünfundzwanzig Jahren ihrer Existenz im Vogelsbergkreis viele Bürger für das Thema Europa sensibilisiert und tut dies auch weiterhin, gerade jetzt, wo der EURO da ist und sich die Europäische Union nach Osteuropa öffnet. Oft hat sie gegen das Missverständnis kämpfen müssen, eine parteiähnliche Organisation zu sein. Nur ihre Ziele sind politischer Art: die Förderung des Europa-Gedankens im weitesten Sinne und die Information der Bürger. Sie bekennt sich zu dem Hertensteiner Programm vom 21.9.1946, das sich für eine politische Europäische Union für "Völker aller europäischen Wesensart" ausspricht. Die Europa-Union steht ausdrücklich allen Bürgern und allen demokratischen Parteien sowie Verbänden und Kommunen offen, die den demokratischen europäischen Gedanken befürworten. „Die Europa-Union wünscht sich eine stetige und friedvolle Weiterentwicklung der europäischen Einigung", meinte der Alsfelder Bürgermeister Herbert Diestelmann, Vorsitzender im 20. Jubiläumsjahr, und" engagierte neue Mitglieder". „Europa ist in Bewegung", sagte er. „Die Europäische Union arbeitet an wichtigen Reformen und der Osterweiterung, der EURO wird die europäische Wirklichkeit in jeden Haushalt bringen."
„ Das Zukunftsprojekt Europa aus den Köpfen in die Herzen tragen" Volker Nies (Lauterbach) übernimmt den Kreisverband der Europa-Union „ Unsere Aufgabe ist es, vor Ort über das wichtigste außen- und wirtschaftspolitische Zukunftsprojekt unserer Generation aufzuklären und Menschen dafür zu begeistern. Europa bedeutet eine bessere Zukunft für uns alle. Dazu wollen wir vor allem junge Leute, für die eine europäische Identität schon ganz normal ist, stärker ansprechen", nennt der neue Vorsitzende Volker Nies, der im Mai 2000 gewählt wurde, als Hauptziel der Europa-Union. Die Öffentlichkeit mache die Brüsseler Kommission oft zum Sündenbock für viele Versäumnisse. Tatsächlich habe die europäischer Integration für historisch einmaligen Wohlstand und Frieden gesorgt, jetzt auch in Osteuropa. „ Was wir Europa verdanken, darf man auch erwähnen," meinte der neue Vorsitzende. Schüleraustausch und Städteverschwisterungen seien hervorragend geeignet, um Europa noch mehr von den Köpfen in die Herzen zu tragen. Ein großer Erfolg für die Vogelsberger Europa-Union war die Landesversammlung im gleichen Jahr, auf der Gerhard Henning aus dem Kreisvorstand in den Vorstand des Landesverbandes Hessen gewählt wurde.
Der Vorstand des Kreisverbandes der Europa-Union im Jahre 2000 (v.l.n.r.): Helmuth Rjer (Alsfeld), Bürgermeister Hans Otto Zimmermann (Schotten) Vorsitzender Volker Nies (Lauterbach), Gerhard Henning (Alsfeld), Siglinde Flechtner (Alsfeld-Lingelbach), und der stellvertretende Vorsitzende, Bgm. Herbert Diestelmann (Alsfeld).
Frau Landtagsabgeordnete Eva Goldbach war von 2014 bis 2016 Vorsitzende, bis Bürgermeister Stephan Paule diesen übernahm.