Leider bildete auch Alsfeld keine Ausnahme. Allein aus Alsfeld wurden – nicht in der Nacht, sondern an anderen Tagen – insgesamt mindestens 48 jüdische Menschen von den Nazis in Konzentrationslager deportiert.
Deshalb findet am 09. November an der Mahn- und Gedächtnisstätte der ehemaligen Synagoge an diese Verbrechen erinnern und die Mahnung aussprechen, so etwas nie wieder zuzulassen.
„Keine Gemeinschaft, keine Gesellschaft, auch kein Staat kann ohne Erinnerung leben. „Wenn wir nicht blind in die Zukunft gehen, sondern Ziele und Maßstäbe haben wollen, müssen wir wissen, woher wir kommen. Das gilt vornehmlich für die deutsche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts. Das Gedächtnis an die Gräueltaten der Nazis muss weitergegeben werden - um der Opfer willen, aber auch um unserer selbst willen. Aufrichtig ist nur derjenige, der sich seiner ganzen Geschichte stellt - der Historie, die im Guten wie im Bösen die Identität eines Volkes ausmacht. Die unrühmlichen Teile auszublenden, halte ich für die schlimmste Art intellektueller Feigheit.“ sagte Bürgermeister Paule bei seinem Grußwort.
Die Gedenkstunde an den 9. November 1938 hat auch im Vogelsbergkreis und in Alsfeld eine lange Tradition. Sie beinhaltet das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und die Ermahnung für uns und für alle, die nach uns kommen. Dadurch werden die Entwürdigten wieder ins Recht gesetzt. Auschwitz - und all das, wofür es steht und was dazu führte - muss uns auch weiterhin im Gedächtnis präsent bleiben. Denn das Undenkbare ist einmal Wirklichkeit geworden und damit besteht stets die Gefahr, dass es sich wiederholen könnte - überall auf der Welt, so wie jetzt in der Ukraine.
Bürgermeister und Kreisvorsitzende Stephan Paule zeigte sich sehr glücklich darüber, dass es mit Hilfe der Alsfelder Schülerinnen und Schüler gelungen ist, junge Menschen in die Tradition der Erinnerung und Mahnung einzubinden. „Ich danke dem Lehrerkollegium und den Schülerinnen und Schülern für ihre Mitwirkung an dieser Gedenkfeier. Es ist immer wieder ein gutes und hoffnungsvolles Zeichen, dass sich Jugendliche aus unserer Stadt gegen das Vergessen engagieren. Sie übernehmen damit einen Teil unserer Verantwortung, die Erinnerung an den Schrecken des Nationalsozialismus wach zu halten und an kommende Generationen weitergeben.“
Ab dem frühen 19. Jahrhundert hatten die Alsfelder Juden eine Synagoge mit Schule als Eigentum. Sie befand sich in der Metzgergasse. Der 29. Dezember 1905, ein Freitag, war für die israelitische Religionsgemeinde Alsfeld ein Tag von besonderer Freude und Genugtuung. Die neu erbaute Synagoge in der Lutherstraße 1 wurde ihrer Bestimmung übergeben. Ein Gebäude mit einem Turm vor der Bücherei, direkt an der Ecke zur Gasse Hinter der Mauer. Das war die jüdische Synagoge in Alsfeld.
Die Dominanz der Synagoge in ihrem Umfeld dürfte ein Beleg dafür sein, dass es eine große und wichtige Gemeinde war, die an der Ecke im Jahr 1905 ihr Gotteshaus errichtete.
Heute gibt es nur noch ein Mahnmal an der Stelle, an der sich alljährlich am 9. November Alsfelder versammeln, um der von den Nazis ermordeten Juden zu gedenken. So wuchtig die Synagoge auf dem über 100 Jahre alten Foto auch erscheint: Sie brannte in jener Pogromnacht 1938 aus und wurde später abgerissen.